Trauernde auf dem Friedhof

In der Vergangenheit war das Wissen und die Erfahrung um die Themen Sterben und Tod im Familienverbund sehr präsent. Neben anderen Gründen hat sich die Haltung vieler Menschen in Bezug auf Sterben verändert.

Mögliche Gründe hierfür können sein:

  • der technologische und medizinische Fortschritt
  • der kulturelle und gesellschaftliche Wandel
  • die Entwicklung von Mehrgenerationshaushalten hin zu mehr Individualismus
  • die Veränderung der Haltung zu Glaubensgemeinschaften uvm.

In der letzten Lebensphase wurde früher oft ein Bett für den Sterbenden z.B. im Wohnzimmer aufgestellt. Damit war er in das Alltagsleben integriert und konnte am Familienleben teilhaben, wenn auch nicht unbedingt aktiv. Alle Familienmitglieder, auch die Kinder, erlebten alle Phasen des Sterbens und lernten dadurch den natürlichen Umgang damit.

Angst im Umgang mit Sterben und Tod bewusst begegnen

Diese fehlende Erfahrung im Umgang mit dem Sterben und der Sterbebegleitung macht uns Angst. Angst etwas zu versäumen, Angst dem Sterbenden nicht die richtige medizinische Versorgung zukommen zu lassen und Angst etwas Falsch zu machen. In vielen Fällen wird aufgrund dieser Verunsicherung der Arzt um Unterstützung gebeten und ihm die Entscheidung über weitere Maßnahmen überlassen. Wichtig ist hier jedoch, dass der Sterbende bereits im Vorfeld rechtzeitig die Versorgungswünsche zu seinem Lebensende geäußert hat.

Zum Glück haben meine Eltern frühzeitig ihre Wünsche in einer Patientenverfügung niedergeschrieben. Dies war sehr hilfreich, als mein Vater plötzlich stürzte und bewusstlos ins Krankenhaus kam. Der Arzt machte mir sehr früh deutlich, dass alle medizinischen Maßnahmen für meinen Vater lediglich eine Leidensverlängerung bedeutet hätten. Er wäre nicht ohne bleibenden Gehirnschäden aus dem Koma erwacht. Auf keinen Fall wollte mein Vater unnötige lebenserhaltende Maßnahmen bekommen.

Mein Weg zur Sterbebegleiterin

Erstmals sah ich mich mit dem Thema Sterben konfrontiert, als ich die Krebsdiagnose des Vaters meiner Kinder bekam. Diese von Außen aufgezwungene Auseinandersetzung mit der Krankheit und dem unklaren Ausgang sowie die Begleitung meiner beiden Eltern, bis zur ihrem letzten Atemzug eröffnete mir den Weg zur Trauer- und Sterbebegleiterin.

Regenbogen als Zeichen des Sterbens an der Krankenhaustür

Das Bild eines Regenbogens an der Tür des Sterbezimmers meiner Mutter im Krankenhaus

Angehörigen und Unternehmen in der Sterbebegleitung mehr Sicherheit geben

Nach der Ausbildung zur Sterbebegleiterin, sind in der Zwischenzeit mehrere Jahre Hospizarbeit vergangen. Ich konnte zahlreiche Weiterbildungen besuchen und führte viele Gespräche mit Sterbenden und deren Angehörigen. Diese Erfahrungen haben mir die Angst genommen. Was mir persönlich und meinen Klienten geholfen hat, gebe ich gerne an Angehörige und ihre Sterbenden weiter. In meiner Arbeit als ehrenamtliche Hospizmitarbeiterin lag der Fokus meiner Arbeit auf die spirituelle und mentale Unterstützung der Sterbenden, die sich im Hospiz auf ihrer letzten Reise befunden hatten. In meiner freiberuflichen Arbeit kontaktieren mich vor allem Angehörige oder Unternehmen. In beiden Fällen sind die Interessenten – wie ich damals – verunsichert im Umgang mit Sterben und Trauer.

Typische Fragen und Anliegen, die mir bei einem Erstgespräch gestellt werden, sind:

  • Mein Angehöriger schläft nachts trotz Medikamente seit Monaten nicht durch und ist nachts so unruhig. Was kann ich tun?
  • Mein Vater hat eine Krebsdiagnose und hat nicht mehr lange zu leben. Wie kann ich ihn noch unterstützen? Was kommt auf die Familie zu?
  • Meine Mutter scheint nicht gehen (im Sinne von Sterben) zu können. Kann ich ihr irgendwie helfen?
  • Ich traue mich nicht, über die Wünsche meines sterbenden Angehörigen zu sprechen. Wie spreche ich ihn am Besten darauf an?
  • Ein Mitarbeitender eines Unternehmens pflegt einen sterbenden Angehörigen zu Hause. Wie können wir als Unternehmen ihn am Besten unterstützen?

Die Säulen meiner Arbeit

Im Wesentlichen basiert meine Tätigkeit als Sterbebegleiterin auf drei Säulen:

  • Information und Wissen über den Sterbeprozess und verfügbare Unterstützungsangebote für die Angehörigen zu geben
  • Eine innige und versöhnende Verbindung zum Sterbenden herstellen
  • Einen neuen Blick auf Tod und die eigene Endlichkeit vermitteln

Das Wissen um die Sterbephasen

Ich erlebe es immer wieder als hilfreich, wenn Klienten den Prozess der Sterbephasen verstehen. Es erleichtert ihnen, sich auf das nahende Ende des Angehörigen vorzubereiten. Außerdem gibt es Vieles, was man in den Phasen unterstützend tun kann. Dieses Handeln lässt die Ohnmacht in den Hintergrund treten und gibt einem ein Gefühl von Sie können

Im folgenden Video gehe ich auf die Phasen des Sterbens ein und gebe Hinweise zur Unterstützung. Diese Phasen sind individuell und dynamisch. Sie dauern einmal länger bzw. kürzer, und manchmal ist sogar die eine oder andere Phase nicht wahrnehmbar.

In der Zusammenarbeit mit meinen Klienten empfehle ich auch konkrete medizinische und pflegerische Unterstützungsangebote, von denen die meisten Menschen leider nicht wissen, dass es sie gibt. Dies ist z.B. die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV), die von den Krankenkassen unterstützt wird.

Bezüglich der Palliativversorgung gibt es immer mehr Ärzte, die dank Dr. Gian Domenico Borasio in der Palliativversorgung unterrichtet werden. Dr. Borasio setzt sich dafür ein, dass alle Medizinstudierenden in Deutschland und der Schweiz in der Begleitung Sterbender und ihrer Familien ausgebildet werden. Damit soll ein möglichst schmerzfreies und friedliches Sterben ermöglicht werden.

Eine innige und versöhnende Verbindung zum Sterbenden herstellen

Je näher das Lebensende rückt, desto dringender wird oft die Frage der Sterbenden nach Beantwortung offener Fragen und unerledigter Themen. Konflikte wollen geklärt oder Familiengeheimnisse gelüftet werden. Dieses „Licht ins Dunkle bringen“ ist oft ein wichtiger Schritt, Angelegenheiten offenzulegen, sich zu versöhnen und friedlich dieses Leben loszulassen – auch seitens der Angehörigen.

Hierbei helfe ich als Außenstehende, die nicht im Familiensystem verstrickt ist, solche Themen zu entdecken und anzusprechen. Oft spüre ich intuitiv, dass es noch etwas gibt, was an die Oberfläche möchte. Als neutrale Bezugs- und Vertrauensperson erlaube ich mir, dies offen anzusprechen. Für viele ist das sehr entlastend und vertieft die beiderseitige Beziehungen.

Engel als Zeichen des friedlichen Sterbens

Engel als Zeichen des friedlichen Sterbens

Einen neuen Blick auf Tod und die eigene Endlichkeit vermitteln

Schließlich möchte ich mit meiner Arbeit die Themen Sterben, Tod und Trauer wieder in die Mitte des Lebens bringen. Ich wünsche mir, dass wir den Tod als einen natürlichen Teil des Lebens ansehen und die Angst davor verlieren. Denn eines ist sicher, früher oder später wird er uns alle ereilen.

Die Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit nimmt uns die Angst und verändert unser Blickwinkel auf das Leben. Jeder Tag, an dem wir morgens aufstehen dürfen, ist ein Geschenk und nicht selbstverständlich.

Fazit

Das Alles und noch viel mehr erlebe ich immer wieder bei meinen Sterbebegleitungen und der Betreuung von Angehörigen.

Es erfüllt mich mit Dankbarkeit und Demut, Menschen auf ihrem letzten Weg beistehen zu dürfen und den Angehörigen, Sicherheit und Unterstützung zu geben.

… und darum liebe ich die Arbeit als Sterbebegleiterin.

Wenn du mehr Sicherheit im Umgang mit einem sterbenden Angehörigen bekommen möchtest, unterstütze ich dich gerne dabei.